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Zeitungen sammeln für Sammler alter Zeitungen - Kurzinformation

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Zeitungen

Alte Zeitungen sind Zeitdokumente!

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Fuggerzeitungen im 16. Jahrhundert

Schon vor der Entstehung der Presse (und auch noch danach) gab es ab dem 16. Jh. geschriebene Zeitungen, d.h. handschriftlich notierte Neuigkeiten, die meist als Anhang zu Privat- und Geschäftsbriefen ausgetauscht wurden.

Am bekanntesten sind die Fuggerzeitungen aus den Jahren 1568 - 1605, eine Sammlung von handschriftlichen Nachrichten ("Zeitungen"), die das Augsburger Handelshaus Fugger aus seiner Korrespondenz und anderen Quellen zusammenstellen ließ. Ein Teil dieser Nachrichten stammte von den berufsmäßigen Nachrichtenhändlern Jeremias Crasser und Jeremias Schiffle in Augsburg, die 1571 ein Zeitungskorrespondenz-Büro gegründet hatten und sich "Nouvellanten" nannten. Der Nachrichtenhandel war bereits im 14. Jh. in italienischen Städten, mit Venedig als Hauptzentrum des Nachrichtenumschlags, aufgekommen.

Ebenfalls im 16. Jh. entstand der Beruf des Korrespondenten oder Nachrichtenagenten im Dienst von Hof, Kirche oder Handelshäusern. Dieser "Zeitungsschreiber" war in erster Linie ein diplomatisch-politischer oder kaufmännischer Geschäftsträger, der seinen Berichten besondere Nachrichtenbriefe (Briefzeitungen) zur allgemeinen Information beifügte. Die geschriebenen Zeitungen, die eine Art internes Nachrichtensystem darstellten, waren eine publizistische Wurzel der heutigen Zeitungen, d.h. der periodisch erscheinenden Druckwerke mit aktuellem Inhalt.

"Newe (neue) Zeitungen" ist ein Titel, später ein Gattungsname unperiodischer Ein- und Mehrblattdrucke des 16. und 17. Jahrhunderts. Die Neuen Zeitungen enthielten bisweilen gereimte und mit Holzschnitten, später mit Kupferstichen illustrierte Nachrichten ("Zeitungen") oder Berichte über wichtige Ereignisse. Neben politischen, militärischen und religiösen Nachrichten brachten sie oft reine Sensationsmeldungen über Teufelsaustreibungen, Kometen, Mißgeburten, Ketzerverbrennungen u.ä. und wurden auf Märkten und Messen von fliegenden Händlern vorgelesen, auch vorgesungen (als Melodien dienten geistliche oder weltliche Weisen) und verkauft.

Die älteste bekannte (gedruckte) Neue Zeitung, benannt nach einem ihrer Abschnitte "Newe zeytung vom orient vnnd auffgange", stammt vermutlich aus dem Jahr 1502. (Damit ist zum erstenmal in einer gedruckten Nachricht das Wort "Zeitung" nachweisbar.)
Insofern die Neue Zeitung sich durch ihren Aktualitätsanspruch auszeichnete, ist sie als Vorform der heutigen Tageszeitung anzusehen.

Als erster neuzeitlicher Zeitungsberichterstatter kann der Rechtsgelehrte Christoph Scheurl (* Nürnberg 1481, † ebd. 1542) bezeichnet werden, insofern er Verfasser einer großen Anzahl von handschriftlich und auch im Druck erschienenen Neuen Zeitungen war. Seine früheste Neue Zeitung, ein Bericht über den Einzug des Bischofs von Gurk als kaiserlicher Vikar in Rom, ist u.d.T. "Ein Epistel von den Ehrerbietungen, dem Hochwürdigen von Gurk beschehen" am 8. November 1512 niedergeschrieben und von Friedrich Peypus in Nürnberg gedruckt worden. Die letzte bekannte Zeitungsausgabe Scheurls ist am 7. September 1537 niedergeschrieben worden.

Die älteste deutschsprachige Monatszeitung wurde unter dem (variierenden) Jahrestitel "Historische Relatio, und Erzehlung der fürnembsten handlungen vnd Geschichten ..." von Samuel Dilbaum (* Augsburg 1530, † ebd. 1618) herausgegeben und von Leonhart Straub (* 1550, † 1606) in der Nähe von Rorschach erstmals 1597 gedruckt. (Laut Vorankündigungen war ihr periodisches Erscheinen beabsichtigt. Nach einem bisher nur bekannten ersten Jahrgang wurde inzwischen ein zweiter Jahrgang gefunden.)


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Postzeitungen im 17. Jahrhundert

Im ersten Jahrzehnt des 17. Jh. bildete sich in Europa eine neue Gattung periodischer Publizistik heraus: die Zeitung. Ihre Merkmale sind: Publizität (Öffentlichkeit, allgemeine Zugänglichkeit), Aktualität (Gegenwartsbezogenheit, Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart), Universalität (Allseitigkeit; kein Thema wird ausgeschlossen) und Periodizität (regelmäßige Wiederkehr). Ihre Erscheinungsweise war zunächst wöchentlich, da sie vom Verkehrsplan der Reit- und Fahrposten abhängig war, die das Nachrichtenmaterial beförderten.

Die ältesten bekannten Wochenzeitungen in deutscher Sprache erschienen ab 1609: der "Aviso, Relation oder Zeitung" in Wolfenbüttel von dem Drucker Julius Adolph von Söhne († 1616), fortgesetzt bis 1627(?) von Elias Holwein († 1659), und die "Relation: Aller Fürnemmen vnd gedenckwürdigen Historien ..." in Straßburg von dem Drucker Johannes Carolus (* 1575, † 1634) (nachweisbar bis 1659, bei ihrer Entdeckung in der Universitätsbibliothek Heidelberg 1876 als "Straßburger Relation" bezeichnet). (Der Unterschied dieser beiden ersten regelmäßig [wöchentlich] in Deutschland erschienenen Zeitungen liegt darin, daß die vermutlich schon vor 1609 gegründete "Straßburger Relation" in den ersten beiden Nummern von 1609 noch restliches Nachrichtenmaterial vom Dezember 1608 aufarbeitet, der "Aviso" seine früheste Nachricht vom 1. Januar 1609 bringt und deshalb erst in der Mitte des Januars mit seinem Erscheinen beginnt.)

Die Postmeister, die in der Entstehungszeit der Zeitungen vielfach den besten Zugang zum aktuellen Nachrichtenstoff hatten, waren oft Herausgeber von Zeitungen, den sogenannten Postzeitungen. Diese Bezeichnung trat erstmalig 1621 in dem von dem kaiserlichen Postmeister Johann von der Birghden (* 1582, † 1645) in Frankfurt/M. herausgegebenen Blatt "Unvergreiffliche Postzeitungen" auf. (Diese Postzeitung, später u.d.T. "Frankfurter Ober-Postamts-Zeitung", erschien bis 1866.)

Die vermutlich früheste Statistikveröffentlichung in einer deutschen Zeitung ist eine statistische Übersicht über "Aufgebotene, Getraute, Getaufte, Begrabene" in der Stadt Leipzig im Jahre 1637, abgedruckt in "Einkommende Wochentliche Zeitungen", Leipzig 1638

Timotheus Ritzsch (* 1614, † 1678), der 1636 die 1624 in Leipzig von seinem Vater Gregorius Ritzsch (* 1584, † 1643)errichtete Druckerei mit Verlag übernommen hatte, gab am 1. Januar 1660 die (von ihm auch gedruckte) erste deutschsprachige Tageszeitung und zugleich die erste Tageszeitung der Welt u.d.T. "Neu-einlauffende Nachricht von Kriegs- und Welt-Händeln" heraus (als Fortsetzung seiner 1650 gegründeten mehrmals wöchentlich erschienenen "Einkommenden Zeitungen"); ab 1734 u.d.T. "Leipziger Zeitung", 1921 Erscheinen eingestellt.

Noch im 17. Jh. entwickelte sich neben der Zeitung mit der Zeitschrift eine neue Gattung periodischer Publizistik. Die Zeitschrift hat mit der Zeitung die Merkmale Publizität (Öffentlichkeit, allgemeine Zugänglichkeit) und Periodizität (regelmäßige Wiederkehr) gemeinsam; dagegen ist eins der Merkmale Aktualität (Gegenwartsbezogenheit, Bedeutsamkeit für die unmittelbare Gegenwart) und Universalität (Allseitigkeit) (oder beide) nur abgeschwächt oder gar nicht vorhanden.

Die Presse (Zeitung und Zeitschrift) ist das älteste publizistische Massenmedium und war - wie beim Aufkommen jedes neuen Massenmediums charakteristisch Gegenstand kulturkritischer Auseinandersetzung.

Die erste Buchveröffentlichung mit Kritik am Zeitungswesen ist die Schrift "Discursus de novellarum, quas vocant Newe Zeitungen, hodierno usu et abusu" (lat.Diskurs über den Gebrauch und Mißbrauch von Nachrichten, die man Newe Zeitungen nennt), Jena 1676, des Dichters, Rechtsgelehrten und Hofkanzlers Ashaver Fritsch (* Mücheln 1629, † Rudolstadt 1701), der sich als einer der ersten deutschen Gelehrten mit der Presse beschäftigte. In diesem Pamphlet wetterte Fritsch gegen die "Zeitungssucht", "eitles, unnötiges, unzeitiges und daher arbeitsstörendes, mit unersättlicher Begierde getriebenes Zeitungslesen".

Der erste leidenschaftliche Anwalt der Presse trat mit dem Schulmann und Dichter Christian Weise (* Zittau 1642, † ebd. 1708) auf den Plan. Von ihm stammt die erste Rechtfertigung des Zeitungswesens (und Zeitungslesens) als Buchveröffentlichung u.d.T. "Schediasma curiosum de lectione novellarum" (lat.= Interessanter Abriß über das Lesen von Zeitungen), Frankfurt/M., Leipzig 1676.

Die erste deutsche zeitungswissenschaftliche Dissertation wurde an der Universität Leipzig von Tobias Peucer aus Görlitz (Lausitz) angefertigt und 1690 u.d.T. "De relationibus novellis" (lat.- Über Zeitungsberichte) veröffentlicht. (Untersucht wurde in ihr vor allem der wissenschaftliche Nutzen der Zeitungslektüre für den Historiker.)

Die erste Heiratsannonce erschien am 19. Juli 1695 in dem von John Houghton (* 1640, † 1705) herausgegebenen Wochenblatt "A collection for improvement of husbandry and trade" (engl.= Sammlung für den Fortschritt von Landwirtschaft und Handel), London 23. März 1692 24. September 1703. In diesem Inserat suchte "ein Herr von etwa 30 Jahren mit ansehnlichem Besitz für die Ehe eine junge Dame mit einem Vermögen von ca. 3.000 Pfund".

Die erste umfassende Gesamtdarstellung des Zeitungswesens verfaßte der Schriftsteller und Sprachforscher Caspar (Kaspar) Stieler (* Erfurt 1632, † ebd. 1707;1705 geadelt) mit "Zeitungs Lust und Nutz, Oder: derer so genannten Novellen oder Zeitungen, wirckende Ergetzlichkeit, Anmut, Notwendigkeit und Frommen ...", Hamburg 1695.

Dem Kaffeehaus verdankten verschiedene Presseunternehmen ihre Gründung. (So benutzten z.B. die Herausgeber der englischen moralischen Wochenschriften die Londoner Kaffeehäuser als Redaktionslokal und Nachrichtenbörse.) Die erste deutsche Zeitschrift, die möglicherweise im Kaffeehaus entstanden ist, zumindest ihm ihre Existenz verdankte ("Kaffeehauszeitschrift"), erschien in Leipzig 1698 u.d.T. "Das curieuse Caffe-Hauß zu Venedig". Zum Inhalt hatte sie fiktive Kaffeehausdiskurse zu Themen wie Mode, Barttrachten, politische Kannegießerei. (Es folgte, aber nicht als Fortsetzung, "Das neue und curiöse Caffe-Hauß, vormals in Italien, nunmehro aber in Teutschland eröffnet", Leipzig 1707 - 1708.)

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Die Abbildungen der Zeitungs-Titelseiten wurden uns freundlicherweise
vom papyrus Zeitungsantiquariat zur Verfügung gestellt.

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