Textilien und Bekleidung sammeln für Sammler von Textilien und Bekleidung - Sammler-Story

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Textilien und Bekleidung auf einem Flohmarkt angeboten

Salz. In ihrem Heimatort sowie in und um Bad Neustadt kennt Helga Thiem ohnehin fast ein jeder Mensch. Weil die heute 78-Jährige als Senioren-Schwimmerin weltweit Titel, Urkunden und Medaillen („bei 300 habe ich aufgehört zu zählen“) sammelte, in Rio, Marokko, Neuseeland, auf Hawaii und auch sonst überall in mehreren Disziplinen beachtlich schnell durch das Wasser glitt. Was aber die wenigsten bislang wussten und bis vor kurzem nicht mal die rüstige Dame selbst: Helga Thiem besitzt eine bemerkenswerte Sammlung von exakt 80 Badeanzügen.

„Ich bin seit Jahren täglich oder mindestens fünf Mal die Woche im Wasser, schwimme dann regelmäßig 2000 Meter. Da ist der Verschleiß groß“, erzählt sie und nennt das Chlorwasser als Grund, warum die Stoffe mit der Zeit porös werden. Um die fünf Anzüge pro Jahr braucht die aktive Sportlerin, die derzeit wegen Problemen mit der Bandscheibe einige geplante Rennen absagen muss. Wenn sie aber startet, dann meist gleich bei fünf verschiedenen Wettbewerben. Also muss man auch fünf verschiedene Badeanzüge haben, denn man zieht ja vor dem Start keinen nassen an“, erklärt die 78-Jährige. Seit 1973 schwimmt Helga Thiem, die ursprünglich aus Berlin stammt, während des Krieges durch eine Tante, die eine Pension besaß, in die Region kam und lange Jahre schon in Salz wohnt. 33 Jahre im Wasser, die nun wieder greifbar sind. Warum sie die ausrangierten Anzüge früher nicht entsorgt hatte? „Weiß ich heute auch nicht mehr“, wundert sie sich selbst.

Jedenfalls wanderten die Kleidungsstücke für den Sport erst in Tüten, dann in einen Karton. Und den fand die Schwimmerin unlängst auf dem Dachboden beim Ausmisten. In drei gelbe Plastiksäcke für eine Kleidersammlung wanderten die Stücke, als eine Bekannte zu Besuch kam und meinte: „Eigentlich schade. Warum ziehst Du sie nicht nochmals an?"

Das kam nun nicht in Frage, aber aufhängen und dokumentieren wollte Helge Thiem ihren Besitz schon. „Also habe ich sie auf eine Wäscheleine gehängt, wobei ich aber erst einmal die notwendigen Klammern zusammensuchen musste.“

Das älteste Stück ist auch noch dabei: Ein ganz normaler Badeanzug von 1973 („war damals der letzte Schrei“), als die Salzerin über eine Familienstaffel zum Seniorenschwimmen kam. „Von da an ging das los“, weiß sie heute noch genau. Rein zum Hobby war sie zuvor zwar schon ein häufiger Badegast. Das mit dem schnell Schwimmen ergab sich aber erst. „Anfangs wusste ich noch nicht, dass es richtige Wettkampfanzüge gibt.“ Die kaufte sie sich schließlich, wobei heutige Langbeinanzüge, die man zum aerodynamischen Schwimmen trägt, bis zu 300 Euro kosten können. 40 bis 60 DM waren früher der reguläre Preis. So entwickeln sich die Zeiten.

„Jetzt werde ich sie aber entsorgen, jetzt ist es an der Zeit, dass sie wegkommen“, sagt Helga Thiem zu den größtenteils bunten Badeanzügen, die allesamt unter dem Dach hängend fotografisch festgehalten wurden. Privat und vom Reporter, der bald schon wieder über Höchstleistungen der 78-Jährigen im Freistil, Brust- oder Rückenschwimmen berichten kann. Für bald wieder geplante Wettkämpfe und für das entspannende Schwimmen hat Thiem „mindestens fünf aktuelle Badeanzüge im Schrank. Ein Rucksack mit Brille und drei Mützen steht bei mir immer bereit“. Bereit für neue Taten im Wasser, von denen die aktive Dame, die 1982 mit damals 54 Jahren das Steppen erlernte, sicherlich irgendwann später wieder viel zu erzählen haben wird.

Text und Fotos:
Michael Horling