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Schneemänner sammeln - Kurzinformation und Einleitung

Auf den folgenden Seiten finden Schneemänner-Sammler eine Kurzinformation und Einleitung zum Thema Schneemänner sammeln.

Prosit Neujahr! Deutschland 1904

Schneemann auf alter Ansichtskarte

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Wie der Schneemann ins Rollen kam - von Cornelius Grätz

www.schneemannsammlung.de
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Schnee ist vergänglich. Bauwerke aus Schnee lösen sich naturgemäß schon nach kurzer Zeit förmlich in Luft auf und hinterlassen keine Spuren. So fällt es schwer zu sagen seit wann Schnee als Baumaterial von jungen oder alten Baumeistern verwendet wurde. Aussagekräftige Originale fehlen und wir müssen Spuren und Belege für den Bau von Schneemännern in alten Texten und Bildern finden, die verlässlich das Leben der Menschen in ihrer Zeit wiedergeben.

In einer Biografie1.) über den italienischen Künstler Michelangelo berichtet der Maler und Zeitgenosse Michelangelos Giorgio Vasari von einer Schneefigur, die im Winter 1492/1493 im Hof des Palastes der Medici entstanden sein soll. Über das genaue Aussehen schweigt sich Vasari leider aus.

Fotopostkarte Deutsches Reich, 1913 mit Schneemann Michelanglo, der immer bestrebt war in seinen Werken ein genaues Abbild der Natur zu schaffen, wird diesen Ehrgeiz sicher auch auf seine Schneefigur angewandt haben. Vielleicht war jener „Schneemann" eine Vorstufe zu einem seiner späteren Meisterwerke.

Erste textliche Verwendung findet des Schneemannmotiv bei William Shakespeare um 1590 in seinem Drama Richard II. "O that I were a mockery king of snow, Standing before the sun of Bolingbroke,..."

Erstaunlicherweise keinerlei Spuren finden sich in den Bildern der Maler wie z.B. Pieter Breughel der Ältere (1525-1569) oder seines Sohnes P. B. der Jüngere (um 1564-1638). In ihren Alltagsbildern „Winterfreuden" oder „Schlittenfahren" hielten sie bis ins kleinste Detail das zeitgenössische Leben der Menschen im Winter fest, aber nicht einen Schneemann.

Der tauchte erst um 1770 wieder auf, in einem Liederbuch für Kinder. „Der schöne Schneemann – ey wie groß! Ein rießenmäßiger Colos!..." 2.)

Das älteste Bild, das wir bis heute von einem Schneemann kennen, ist nur wenige Jahre jünger. 1778 schuf der polnische Kupferstecher Daniel Chodowiecki ein Kalenderblatt. Das Blatt besteht aus 12 kleinen Einzelbildern, für jeden Monat des Jahres eines. Der Dezember zeigt vier Kinder, die einen mannshohen Schneemann mit Schneebällen bewerfen. Das Bild ist im Besitz des Kupferstichkabinetts in Berlin.

Die frühen Schneemänner unterschieden sich stark von unseren heutigen Schneemännern. Körper, Gesicht, Arme und Beine waren komplett aus Schnee geformt. Auch schmückende Elemente wie Hüte oder Knöpfe waren häufig aus Schnee. Meist hielten sie nur Stöcke in den Händen, die vermutlich auch den Zweck dienten, die vergänglichen Kunstwerke zu stabilisieren.

Seht, da steht er, unser Schneemann!
Das ist ein Geselle!
Stehet fest und unverzaget,
Weichet nicht von der Stelle

Schaut ihm in die schwarzen Augen!
Wird euch da nicht bange?
In der linken Hand da hat er
Eine lange Stange.

"Der Schneemann"
von August Heinrich von Fallersleben (1798-1874)
Prosit Neujahr! Deutschland 1904

In den Anfängen wirkte der Schneemann keineswegs sympathisch, im Gegenteil, er war bedrohlich und grimmig. Dies hing vermutlich daran, dass der Schneemann als Symbol für die kalte Jahreszeit stand, die für die Menschen zu jener Zeit durchaus noch lebensbedrohlich sein konnte. Trotz der Furcht, die der Schneemann verbreitete, war er gleichzeitig auch Sinnbild für die Vergänglichkeit und den ständigen Wandel im Jahreszyklus sowie im gesamten Leben.

Das Bild des Schneemanns wandelte sich grundlegend Mitte des 19. Jahrhunderts. Zum einen verbesserten sich insgesamt die Lebensbedingungen, zum anderen galten neue Erkenntnisse in der Kindererziehung. Das Spielen gewann an Bedeutung, da man erkannte, dass es Kreativität und die geistige Entwicklung förderte. Auf Schautafeln oder in pädagogischen Lehrbüchern wurden Empfehlungen für kindliche Aktivitäten wiedergegeben, im Winter war dies u.a. der Bau eines Schneemanns. Das las sich dann so: "… hat die warme Mittagssonne den Schnee etwas weich und feucht gemacht, so wird ein Schneemann gebaut, mit unförmig dicken Beinen und Armen, mit kurzem Halse und rundem Kopf, dessen mit Kohle geschwärzten Augen grimmig in die Welt hineinstarren." 3.)

Diese grimmige Haltung gab der Schneemann bald auf. Er wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer beliebten Figur in Kinderbüchern und entwickelte sich rasch zu dem Kinderfreund und sympathischen Wintersymbol, wie wir ihn heute kennen. Nicht unerheblich trugen dazu Industrie und Wirtschaft bei. Das 3-kugelige System des Schneemanns begünstigte die einfache und preisgünstige Produktion aus Glas, Holz oder Watte und damit die Verwendung als Winter- und Weihnachtsschmuck.

Zapfen-Schneemann Mit dem beginnenden 20. Jahrhundert startete zudem die Postkarte ihren Siegeszug in Europa und den USA. Die Postkarten-Verlage entdeckten den Schneemann als Überbringer von Glückwünschen zum Jahreswechsel und verhalfen der Figur zu ihrem positiven Image. Hier lag auch der Ursprung für sein elegantes und festliches Aussehen mit Schal und Zylinder.

Für den Schneemann war dies gleichzeitig der Eintritt ins Werbegeschäft. Ein Schneemann war und ist schnell gezeichnet und verlangte im Gegensatz zu Fotomodellen kein Honorar.

Seine runden Formen machen ihn sympathisch, er ist unpolitisch und, hat im Vergleich zu anderen Winterfiguren, keinen religiösen Hintergrund. Die Werbewirkung des Weihnachtsmanns ist mit dem 24. Dezember beendet, der Schneemann begleitet uns bis Februar, in Einzelfällen sogar bis Ostern.

So erklärt sich auch, dass wir heute mehr Schneemannbilder und Nachbildungen in unseren Wohnungen finden als Originale aus Schnee und Eis draußen im Freien.

Cornelius Grätz
www.schneemannsammlung.de

Literaturverweise und Quellenangaben:
1.) Giorgio Vasari: Lebensläufe der berühmten Maler, Bildhauer und Architekten
2.) "Lieder für Kinder" ohne Autorenangabe, Weidmanns Erben und Reich Leipzig 1770
3.) "Deutsches Kinderlied und Kinderspiel" von F. M. Böhme, Breitkopf und Härtel Leipzig, 1897
     Sigrid Metken „Da steht der kalte Wintermann" aus „Volkskunst" Februar 1983, Callwey Verlag München

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