Seite übersetzen / Translation: |
Christbaumschmuck - Kurzinformation - Weihnachtsbaumschmuck im Wandel der ZeitDer Artikel befasst sich mit der Geschichte des Christbaumschmucks. |
Alter Christbaumschmuck |
Anzeigen von google
|
Anzeigen von google
|
Anzeigen von google
|
Weihnachtsbaumschmuck im Wandel der Zeit
Die heutige Vorstellung vom Weihnachtsbaum ist auf die geschmückte mit Kerzen besteckte Tanne oder Fichte fixiert. Zu dieser internationalen Einheitlichkeit ist es jedoch erst allmählich gekommen. Zunächst fehlten die Kerzen und nicht einmal der Baum oder das Nadelholz waren allgemein üblich. Die Weihnachtszimmer wurden mit wintergrünen Zweigen geschmückt, von denen man glaubte, dass sie die Dämonen abwehren könnten, die zwischen Weihnachten und Neujahr, in den Raunächten, ihr Unwesen treiben sollen. Wie verbreitet der Brauch war, sich während der Weihnachtszeit Grün in die Stuben zu holen, wird an den immer wieder erlassenen Waldordnungen deutlich, die ausdrücklich die "waldnachteilige Verhackung des Weihnachtsgrüns" verbieten.
Aber erst durch den ersten Weltkrieg mit seinen vielfältigen Kontakten wurde der Weihnachtsbaum auch im letzten Winkel Deutschlands bekannt. Um diese Zeit war der Weihnachtsbaum auch in anderen Ländern Europas, besonders in den deutschsprachigen angenommen worden. Wandlungen des geschmückten Baumes Der Schmuck des Weihnachtsbaums wurde anfangs durch zwei Komponenten bestimmt; einmal durch die Verwendung von Eßbarem, zum anderen durch die Benutzung von Gold.
Eine für die Do-it-yourself-Welle typische Beschreibung des Christbaums liefert "Das goldene Weihnachtsbuch" von 1878 mit einer "Anleitung zum Schmücken des Baumes": Die Schmückung beginne zunächst mit den schwersten Gegenständen, welche am besten in die Nähe des Stammes und in die Mitte des Astes gebracht werden. Nach diesen empfiehlt es sich die Nüsse anzubringen. Abwechselnd miteinander müssen goldene und silberne etwa 3-4 Stück an die längeren und 2-3 an die kürzeren und an die obersten ganz kurzen Zweige je nur 1 Stück gebunden werden.
Auf der Spitze des stehenden Baumes bringt man gewöhnlich einen großen Stern aus mit Goldpapier überzogener Pappe an, in dessen Oval man entweder einen selbstgemalten oder fertig gekauften Weihnachtsengel einklebt. Prächtig nimmt sich auch ein breites Atlasband mit Goldfransen aus, welches in altgotischer Schrift den hehren Weihnachtsspruch: "Ehre sei Gott in der Höhe" trägt. Nachdem noch die Lichter auf dem Baume angebracht worden sind, wird die Oberfläche der Äste mit lose auseinandergezupfter Watte belegt und diese mit ausgezogenen Fäden Silberrage befestigt. Im Familienjournal "Die Gartenlaube" wird 1893 geklagt, dass nun auch der selbstgefertigte Christbaumschmuck vom industriellen verdrängt worden ist: Wer von uns Älteren hätte wohl in seiner Jugend geglaubt, dass man seinen Christbaum anders schmücken könnte als mit vergoldeten Äpfeln und Nüssen, denen man selbst ihr glänzendes Gewand angezogen hatte, oder mit bunten Ketten und Netzen, die man mit mehr oder weniger kunstfertiger Hand selbst geschnitten, oder mit Marzipan- und Pfefferkuchen, den die Mutter selbst gebacken?
Um 1900 war es eine von Künstlern und Kunsttheoretikern propagierte Mode, die den übervollen kunterbunten Weihnachtsschmuck als geschmacklos abtat. Das "Organische" sollte damals beachtet werden. Es hieß, man müsse sich nicht nur hüten, zu viel auf den Baum zu tun, sondern auch "Dinge auf den Baum zu bringen, die auf dem Tannenbaum gar nichts zu suchen haben, wie Zuckerwerk und Äpfel". Dementsprechend waren nicht nur Glitzerwatte, Engelhaar oder Lametta als Schneeimitation, Eiszapfen und weiße Kerzen "erlaubt". Die Intensität dieser Modeströmungen zeigt sich noch heute deutlich, wenn man alte Leute nach dem Baum ihrer Kindheit fragt. War ihr Weihnachtsbaum voll und kunterbunt geschmückt, so gestehen sie verlegen, ihr Baum sei sehr "kitschig" gewesen. In sehr vielen Familien setzte sich dieser weiße Baum jedoch tatsächlich durch, oft erst nach dem Ersten Weltkrieg. Allmählich schlichen sich auch all die geliebten Dinge von einst wieder ein, die Nikoläuse, Glöckchen, Vögel und Trompeten - aber alles in weiß, versteht sich. - Mancher Familienvater schuf sich einen derartigen "Stilbaum" ohne Geldausgabe, indem er die wasserlösliche Gelatinefarbe von den aus den letzten Jahren noch vorhanden Glassachen abwusch. Die an der Innenfläche sitzende Verspiegelung wurde durch diese Maßnahme nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Außer den Varianten des silbernen, bzw. weißen Stilbaums brachten die ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts mit ihrem aufblühenden gediegenen Kunsthandwerk auch interessanten kunstgewerblichen Christbaumschmuck. So gab es nunmehr neben den kunterbunten und weißen wieder die "einfachen", nämlich die grünen Weihnachtsbäume mit rotbackigen Äpfeln, Nüssen und Gebäck und allenfalls mit Strohstemen geschmückt. Weihnachtsengel und Stern von Bethlehem kamen in christlichen Familien dazu. Während des "Dritten Reiches" wurde der Weihnachtsbaum in dieser Form - freilich ohne Engel und Sterne - eingespannt in völkische Ideologie. Schon während des Krieges 1914-18 war der Weihnachtsbaum als typisch deutsch herausgestellt und zur Anheizung vaterländischer Gefühle benutzt worden. Pappgewehre, gläserne U-Boote, Seeminen und Bomben "schmückten" damals den Baum. 1942 gab die NSDAP einen Kalender "Vorweihnachten" heraus, der verschiedene Vorschläge für Weihnachtsbaumschmuck enthielt, nämlich Vorlagen für "ahnenüberkommene Sinnbilder einer germanischen Weltschau". Diese Sinnbilder waren aus Holz oder Messingblech zu sägen. Sie konnten jedoch auch als gläsernes Christbaumschmuck-Sortiment mit Lebensbaum, Sonnenrad, Runen und Hakenkreuz käuflich erworben werden. In den Kriegsjahren fanden auch Abzeichen des Winterhilfswerks Verwendung als Baumschmuck, vor allem die hölzernen Männchen und Reiter des Erzgebirges. Im raschen Wechsel der letzten 25 Jahre konnte sich keine verbindliche Mode für den Weihnachtsbaum durchsetzen. Jedes Jahr zeitigte andere Schwerpunkte: Silbrige Plastikornamente im einen, Plastikkugel mit farbiger Kunstseide besponnen im nächsten Jahr. Einmal lila Glaskugeln an goldenen Schleifen, Holzäpfel, Metallfolienschmuck oder japanische Papierarbeiten sowie bunte Kugeln aus Taiwan. Kugeln für Sammler Alter Christbaumschmuck lässt sich manchmal nur schwer von neuerem unterscheiden. Eine Tatsache, die für lebendige Tradition spricht: Viele Formen sind bis heute dieselben geblieben. Manche Dinge jedoch, die einmal sehr verbreitet waren, wie die Objekte aus Watte, geprägtem Karton und Draht, werden heute nicht mehr gemacht. Man kann deshalb mit einem älteren Stück rechnen, wenn man etwas derartiges in die Hand bekommt.
Die Bemalung des Glasschmucks war im 19. und auch noch zu Beginn unseres Jahrhunderts sorgfältig, feinlinig und differenziert. Die Farbtöne waren oft intensiv, aber gedämpft. Sie basierten auf Gelatine, im Gegensatz zu den heutigen grellen Transparentlacken. Die Gelatinegrundlage hat allerdings den einen Nachteil, dass bemalter Christbaumschmuck sehr feuchtigkeits-empfindlich ist und so im Laufe der Jahrzehnte die Farben etwas gelitten haben. Die Aufhänger bieten teilweise eine gute Datierungsmöglichkeit. Man muss jedoch einkalkulieren, dass alte Aufhänger verloren und durch neue ersetzt sein können; umgekehrt, dass späterer Christbaumschmuck mit früheren Käppchen bewusst "gealtert" sein kann. Dergleichen ist jedoch nicht möglich bei den ältesten Kugeln, die noch nicht vor der Lampe, sondern in der Hütte geblasen wurden. Sie hatten einen Hals, der wie eine Flasche zugekorkt wurde. Durch den Korken war ein Aufhängeschnürchen gezogen.
Bei kleinen Glasfrüchten wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in diese damals sehr dünnvolumigen Röhrchen einfach garnumwickelter Blumendraht als Aufhänger geklebt. Die üblichste Methode war jedoch, Metallkäppchen mit Ring auf diese Stutzen zu leimen. Um die Jahrhundertwende wurden dann allgemein die aufsteckbaren Käppchen mit sich spreizender Metallfeder verwendet, deren Prinzip heute noch üblich ist. Angeschmolzene sind zur Alterbestimmung weniger geeignet, sie sind zwar relativ selten, aber sowohl im 19. wie auch im 20. Jahrhundert durch alle Jahrzehnte verwendet worden. Besonders charakteristisch ist der angeschmolzene Glashaken für kunstgewerblichen Christbaumschmuck. Kurt Rumpf
Bilder: |