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Christbaumschmuck - Kurzinformation - Weihnachtsbaumschmuck im Wandel der Zeit

Der Artikel befasst sich mit der Geschichte des Christbaumschmucks.

zwei goldige Engelchen

Alter Christbaumschmuck

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Weihnachtsbaumschmuck im Wandel der Zeit

Die heutige Vorstellung vom Weihnachtsbaum ist auf die geschmückte mit Kerzen besteckte Tanne oder Fichte fixiert. Zu dieser internationalen Einheitlichkeit ist es jedoch erst allmählich gekommen. Zunächst fehlten die Kerzen und nicht einmal der Baum oder das Nadelholz waren allgemein üblich. Die Weihnachtszimmer wurden mit wintergrünen Zweigen geschmückt, von denen man glaubte, dass sie die Dämonen abwehren könnten, die zwischen Weihnachten und Neujahr, in den Raunächten, ihr Unwesen treiben sollen.

Wie verbreitet der Brauch war, sich während der Weihnachtszeit Grün in die Stuben zu holen, wird an den immer wieder erlassenen Waldordnungen deutlich, die ausdrücklich die "waldnachteilige Verhackung des Weihnachtsgrüns" verbieten.

Alte Weihnachtskarte (um 1910)

Das Elsass ist als Ursprungsgegend des heutigen Weihnachtsbaums anzusehen. Die ältesten Nachrichten stammen aus der Reichsstadt Türkheim im Oberelsass, in der im 16. Jahrhundert wohlhabende Kaufleute wohnten. Soldaten brachten im deutsch-französischen Krieg 1870/71 den Weihnachtsbaum auch in entlegene Gegenden, unterstützt von der überall verbreiteten Nachricht: Der deutsche Kaiser feiert Weihnachten in Versailles unterm Weihnachtsbaum.

Die internationale Ausbreitung eines ursprünglich lokal eng begrenzten Brauches ist wohl hauptsächlich aus der stark emotionalen Wirkung zu erklären, die der geschmückte, kerzenbeleuchtete Tannebaum am dunklen Winterabend im engen Familienkreis ausübt.

Vor allem deutsche Auswanderer und Seeleute, die den Weihnachtsbaum bereits von zu Hause kannten, haben zur weltweiten Verbreitung des Brauches beigetragen.

Aber erst durch den ersten Weltkrieg mit seinen vielfältigen Kontakten wurde der Weihnachtsbaum auch im letzten Winkel Deutschlands bekannt. Um diese Zeit war der Weihnachtsbaum auch in anderen Ländern Europas, besonders in den deutschsprachigen angenommen worden.

Wandlungen des geschmückten Baumes

Der Schmuck des Weihnachtsbaums wurde anfangs durch zwei Komponenten bestimmt; einmal durch die Verwendung von Eßbarem, zum anderen durch die Benutzung von Gold.

Die frühesten Beschreibungen berichten von Flitter, Zischgold, von vergoldeten Nüssen, Früchten und sogar Kartoffeln, die vergoldet waren. Gerade dieser "goldene" Teil des Baumschmucks hat im Laufe der Zeit immer mehrdas Gesamtbild des Weihnachtsbaumes bestimmt.

Der festliche Charakter des metallischen Glanzes führte schließlich im späteren 19. Jahrhundert zu dauerhaftem, glänzendem Schmuck. Bis zu dieser Zeit jedoch stand der essbare, vergängliche Christbaumschmuck im Vordergrund. Gebäck, Zuckersachen, rotbackige Äpfel und Nüsse waren die wesentlichste Zierde.

zwei goldige Engelchen

Eine für die Do-it-yourself-Welle typische Beschreibung des Christbaums liefert "Das goldene Weihnachtsbuch" von 1878 mit einer "Anleitung zum Schmücken des Baumes":

Die Schmückung beginne zunächst mit den schwersten Gegenständen, welche am besten in die Nähe des Stammes und in die Mitte des Astes gebracht werden. Nach diesen empfiehlt es sich die Nüsse anzubringen. Abwechselnd miteinander müssen goldene und silberne etwa 3-4 Stück an die längeren und 2-3 an die kürzeren und an die obersten ganz kurzen Zweige je nur 1 Stück gebunden werden.

Weihnachten um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts

Die ebenfalls vergoldeten und versilberten Tannenzapfen dürfen dagegen schon weiter nach vorn in das zweite Drittel des Astes, vom Stamme aus gerechnet, gebracht werden. Marzipan und Konfekt nimmt sich am besten zwischen je zwei Nüssen aus. Glänzende Glaskugeln, Früchte und dergleichen gibt man mehr den oberen Ästen, um den Effekt der sich in denselben brechenden Lichtstrahlen zu genießen.

Metallspiralen und Christbaumglocken verteilt man an den Enden der Nebenzweige, weil diese dünner sind und aus diesem Grunde leichter in Bewegung geraten als die stärkeren Hauptzweige. Die Körbchen und Netze aus Papier gibt man den Nebenzweigen. Die einzelnen Sterne werden überall gleichmäßig verteilt, während die Ketten sich abwechselnd als Nuß-, Stroh-, Papier- und dergleichen Ketten über die Äste schlingen und verteilen.

Auf der Spitze des stehenden Baumes bringt man gewöhnlich einen großen Stern aus mit Goldpapier überzogener Pappe an, in dessen Oval man entweder einen selbstgemalten oder fertig gekauften Weihnachtsengel einklebt. Prächtig nimmt sich auch ein breites Atlasband mit Goldfransen aus, welches in altgotischer Schrift den hehren Weihnachtsspruch: "Ehre sei Gott in der Höhe" trägt.

Nachdem noch die Lichter auf dem Baume angebracht worden sind, wird die Oberfläche der Äste mit lose auseinandergezupfter Watte belegt und diese mit ausgezogenen Fäden Silberrage befestigt.

Im Familienjournal "Die Gartenlaube" wird 1893 geklagt, dass nun auch der selbstgefertigte Christbaumschmuck vom industriellen verdrängt worden ist:

Wer von uns Älteren hätte wohl in seiner Jugend geglaubt, dass man seinen Christbaum anders schmücken könnte als mit vergoldeten Äpfeln und Nüssen, denen man selbst ihr glänzendes Gewand angezogen hatte, oder mit bunten Ketten und Netzen, die man mit mehr oder weniger kunstfertiger Hand selbst geschnitten, oder mit Marzipan- und Pfefferkuchen, den die Mutter selbst gebacken?

Der Baum muß glänzen, glitzern, blenden, dass einem die Augen übergehen. Da gibt es goldig und grün schillernde Kerzenhalter, blitzende Eiszapfen, silbern schimmernde Blüten, in deren Kelche die Lichter ihren Strahl tausendfach brechen, blau blinkende Sterne mit silbernen Kometstreifen, dazwischen farbenglühende Schmetterlinge und gaukelnde Kolibris, bunte Glaskugeln, Glöckchen und unzählig bunte, entzückende Nichtigkeiten, die den Christbaum zu einem Feengeschenk stempeln. Und das alles ist fix und fertig zu haben.

Abbildung: Deutsches Weihnachtsmuseum Rothenburg o.d.T.

Um 1900 war es eine von Künstlern und Kunsttheoretikern propagierte Mode, die den übervollen kunterbunten Weihnachtsschmuck als geschmacklos abtat. Das "Organische" sollte damals beachtet werden. Es hieß, man müsse sich nicht nur hüten, zu viel auf den Baum zu tun, sondern auch "Dinge auf den Baum zu bringen, die auf dem Tannenbaum gar nichts zu suchen haben, wie Zuckerwerk und Äpfel". Dementsprechend waren nicht nur Glitzerwatte, Engelhaar oder Lametta als Schneeimitation, Eiszapfen und weiße Kerzen "erlaubt".

Die Intensität dieser Modeströmungen zeigt sich noch heute deutlich, wenn man alte Leute nach dem Baum ihrer Kindheit fragt. War ihr Weihnachtsbaum voll und kunterbunt geschmückt, so gestehen sie verlegen, ihr Baum sei sehr "kitschig" gewesen. In sehr vielen Familien setzte sich dieser weiße Baum jedoch tatsächlich durch, oft erst nach dem Ersten Weltkrieg.

Allmählich schlichen sich auch all die geliebten Dinge von einst wieder ein, die Nikoläuse, Glöckchen, Vögel und Trompeten - aber alles in weiß, versteht sich. - Mancher Familienvater schuf sich einen derartigen "Stilbaum" ohne Geldausgabe, indem er die wasserlösliche Gelatinefarbe von den aus den letzten Jahren noch vorhanden Glassachen abwusch. Die an der Innenfläche sitzende Verspiegelung wurde durch diese Maßnahme nicht in Mitleidenschaft gezogen.

Abbildung: Deutsches Weihnachtsmuseum Rothenburg o.d.T.

In wenigen Jahrzehnten hatte sich aus dem Gabenbaum für Kinder ein ästhetisches Renommierstück für Erwachsene entwickelt, "bildete (der Weihnachtsbaum) doch ein Schmuckstück, das jedem Besucher gezeigt wurde. In Zeitschriften der Jahrhundertwende finden sich dementsprechend Vorschläge für extravagant geschmückte Bäume, mit denen man Eindruck auf die Gäste machen konnte.

Außer den Varianten des silbernen, bzw. weißen Stilbaums brachten die ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts mit ihrem aufblühenden gediegenen Kunsthandwerk auch interessanten kunstgewerblichen Christbaumschmuck.

So gab es nunmehr neben den kunterbunten und weißen wieder die "einfachen", nämlich die grünen Weihnachtsbäume mit rotbackigen Äpfeln, Nüssen und Gebäck und allenfalls mit Strohstemen geschmückt. Weihnachtsengel und Stern von Bethlehem kamen in christlichen Familien dazu. Während des "Dritten Reiches" wurde der Weihnachtsbaum in dieser Form - freilich ohne Engel und Sterne - eingespannt in völkische Ideologie.

Schon während des Krieges 1914-18 war der Weihnachtsbaum als typisch deutsch herausgestellt und zur Anheizung vaterländischer Gefühle benutzt worden. Pappgewehre, gläserne U-Boote, Seeminen und Bomben "schmückten" damals den Baum. 1942 gab die NSDAP einen Kalender "Vorweihnachten" heraus, der verschiedene Vorschläge für Weihnachtsbaumschmuck enthielt, nämlich Vorlagen für "ahnenüberkommene Sinnbilder einer germanischen Weltschau". Diese Sinnbilder waren aus Holz oder Messingblech zu sägen. Sie konnten jedoch auch als gläsernes Christbaumschmuck-Sortiment mit Lebensbaum, Sonnenrad, Runen und Hakenkreuz käuflich erworben werden.

In den Kriegsjahren fanden auch Abzeichen des Winterhilfswerks Verwendung als Baumschmuck, vor allem die hölzernen Männchen und Reiter des Erzgebirges.

Im raschen Wechsel der letzten 25 Jahre konnte sich keine verbindliche Mode für den Weihnachtsbaum durchsetzen. Jedes Jahr zeitigte andere Schwerpunkte: Silbrige Plastikornamente im einen, Plastikkugel mit farbiger Kunstseide besponnen im nächsten Jahr. Einmal lila Glaskugeln an goldenen Schleifen, Holzäpfel, Metallfolienschmuck oder japanische Papierarbeiten sowie bunte Kugeln aus Taiwan.

Kugeln für Sammler

Alter Christbaumschmuck lässt sich manchmal nur schwer von neuerem unterscheiden. Eine Tatsache, die für lebendige Tradition spricht: Viele Formen sind bis heute dieselben geblieben. Manche Dinge jedoch, die einmal sehr verbreitet waren, wie die Objekte aus Watte, geprägtem Karton und Draht, werden heute nicht mehr gemacht. Man kann deshalb mit einem älteren Stück rechnen, wenn man etwas derartiges in die Hand bekommt.

Besonders schwierig ist die zeitliche Einordnung von gläsernem Christbaumschmuck. Wenn gleiches Ausgangsmaterial verwendet und in alter Technik gearbeitet wurde, sind spätere von alten Glassachen kaum zu unterscheiden. Einige Merkmale sind jedoch für den alten Christbaumschmuck charakteristisch: Die Art der Verspiegelung, die Bemalung und die Aufhängemethoden.

Alte verspiegelte Objekte des 19. Jahrhunderts sind mit Blei "eingezogen", sie zeigen eine sehr dunkle, stahlgraue Verspiegelung, die krustig an der Innenwand sitzt, wie man an zerbrochenen Kugeln manchmal sehen kann. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde das Blei von hell glänzendem Silbemitrat abgelöst, und schließlich Ende des 19. Jahrhunderts wegen seiner Schädlichkeit verboten.

Christbaumkugel

Die Bemalung des Glasschmucks war im 19. und auch noch zu Beginn unseres Jahrhunderts sorgfältig, feinlinig und differenziert. Die Farbtöne waren oft intensiv, aber gedämpft. Sie basierten auf Gelatine, im Gegensatz zu den heutigen grellen Transparentlacken. Die Gelatinegrundlage hat allerdings den einen Nachteil, dass bemalter Christbaumschmuck sehr feuchtigkeits-empfindlich ist und so im Laufe der Jahrzehnte die Farben etwas gelitten haben.

Die Aufhänger bieten teilweise eine gute Datierungsmöglichkeit. Man muss jedoch einkalkulieren, dass alte Aufhänger verloren und durch neue ersetzt sein können; umgekehrt, dass späterer Christbaumschmuck mit früheren Käppchen bewusst "gealtert" sein kann. Dergleichen ist jedoch nicht möglich bei den ältesten Kugeln, die noch nicht vor der Lampe, sondern in der Hütte geblasen wurden. Sie hatten einen Hals, der wie eine Flasche zugekorkt wurde. Durch den Korken war ein Aufhängeschnürchen gezogen.

Abbildung: Deutsches Weihnachtsmuseum Rothenburg o.d.T. Teilweise wurde der Halsstutzen dieser Kugeln flach abgeschnitten, ein Korken möglichst tief eingedrückt und dann mit einem verzierten Messingkäppchen verdeckt. Dieser Messingdraht-Aufhänger fand Halt im Korken.

Bei kleinen Kugeln, von nur 2-3 cm Durchmesser, sind die Messingdeckel manchmal direkt aufgeklebt. Hin und wieder findet man auch bei dünnwandigen Kugeln diese verzierten Messingkäppchen direkt aufsitzend. Für diese vor der Lampe geblasenen Objekte war jedoch ein stehengelassener 1 cm langer Stutzen des Blaßspießes charakteristisch.

Bei kleinen Glasfrüchten wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in diese damals sehr dünnvolumigen Röhrchen einfach garnumwickelter Blumendraht als Aufhänger geklebt. Die üblichste Methode war jedoch, Metallkäppchen mit Ring auf diese Stutzen zu leimen. Um die Jahrhundertwende wurden dann allgemein die aufsteckbaren Käppchen mit sich spreizender Metallfeder verwendet, deren Prinzip heute noch üblich ist.

Angeschmolzene sind zur Alterbestimmung weniger geeignet, sie sind zwar relativ selten, aber sowohl im 19. wie auch im 20. Jahrhundert durch alle Jahrzehnte verwendet worden. Besonders charakteristisch ist der angeschmolzene Glashaken für kunstgewerblichen Christbaumschmuck.

Kurt Rumpf

Bilder:
Deutsches Weihnachtsmuseum
Rothenburg o.d.T.
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eigenes Archiv

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